12.07.2021, Dresden

Energiedatenerfassung und Einstiegsberatung kommunales Energiemanagement

Datenanalyse

Ein systematisches Energiecontrolling der Energieverbräuche und –kosten ist eine wesentliche Grundlage, um Einsparpotentiale bei kommunalen Gebäuden zu bewerten und kontinuierlich zu erschließen. Energieberater können Städte, Gemeinden und Landkreise bei einem Einstieg erheblich unterstützen. Zwei Projekte aus Sachsen zeigen, wie der Einstieg in ein kommunales Energiemanagement gelingen kann und was mit wenigen Gebäudedaten bereits möglich ist.

Bei Klimaschutz und Energieeffizienz sollen Kommunen eine zentrale Rolle einnehmen – als Akteur, Berater, Vermittler und Vorbild. Im Rahmen ihrer Selbstverwaltungsaufgaben nehmen diese freiwilligen Themen allerdings nicht immer die höchste Priorität ein. Vor allem bei den eigenen Gebäuden, wie Schulen, Sporthallen und Rathäusern, gibt es noch viele ungenutzte Effizienzpotentiale und die Einflussmöglichkeiten der Verwaltung sind hoch. Diese können auf Grundlage eines systematischen Energiecontrollings erkannt und mithilfe eines Energiemanagements kontinuierlich umgesetzt werden. Der Einstieg in das Thema fällt aber, aufgrund von personeller Knappheit,fehlender Daten und Fachwissen, nicht immer leicht. Das Pilotprojekt „Energiedatenerfassung und Einstiegberatung kommunales Energiemanagement“ der Sächsischen Energieagentur – SAENA GmbH (SAENA) aus dem Jahr 2020 zeigt auf, wie ein niederschwelliger Einstieg in das Thema gelingen kann und welche Rolle Energieberater dabei übernehmen können.

Gebäudedaten als Grundlage für den Klimaschutz

Um Transparenz bei den Verbräuchen, Kosten und CO2-Emissionen der Energieversorgung kommunaler Gebäude sowie der Einsparpotentiale zu bekommen, sind zunächst kommunenspezifische Daten notwendig. Für eine Übersicht des IST-Zustandes müssen beispielsweise Gebäudeflächen, Nutzungsarten und Informationen aus den Energie- und Wasserrechnungen zusammengetragen und zentral erfasst werden. In der kommunalen Praxis liegt hier erfahrungsgemäß die erste Hürde. Für eine zentrale Erfassung der Daten fehlen meist festgelegte Zuständigkeiten, Arbeitszeit und Knowhow in der Verwaltung. So werden Verbräuche und Kosten häufig nicht regelmäßig erfasst und Flächendaten sind oft nicht vorhanden oder ungenau. Hinzu kommt, dass die Erfassung der Verbrauchs- und Kostendatenteilweise unsystematisch und  dezentral erfolgt, d.h. für Medien getrennt (Gas, Fernwärme, Strom), intern durch zuständige Ämter (Schulamt, Bauamt) oder über Externe (wie kommunale Energieversorger, Contractoren). Durch die unvollständige Datenlage haben die Fachebene und die Verwaltungsleitung meist keine Anhaltspunkte für vermeidbare Kosten bzw. Informationen über Handlungsmöglichkeiten. Insbesondere Einsparpotentiale durch nicht- und geringinvestive Maßnahmen im Rahmen eines kommunalen Energiemanagements sind nicht hinreichend bekannt und die Potentiale in eigenen Liegenschaften werden unterschätzt.

Analyse Wärmekosten

Energiedaten analysieren und bewerten

Durch eine zentrale Erfassung kommunenspezifischer Daten wird zunächst eine energetische Ausgangssituation definiert und ein erster Schritt für das Energie-Monitoring gelegt. Um der Kommune konkrete und vor allem praktisch umsetzbare Hinweise zur Verbrauchs- und Kostenvermeidung zu geben, können die erfassten Daten auf vielfältige Weise analysiert und bewertet werden.

Bei den Energieverbräuchen je Gebäude hat sich ein Vergleich der spezifischen Kennwerte (z.B. kWh/m²) mit Benchmarks der gleichen Nutzungsart als sinnvoll erwiesen. So kann bewertet werden, ob beispielsweise ein Kindergarten im bundesweiten Vergleich energieeffizient ist oder mehr als der typische Durchschnitts-Kindergarten verbraucht. Über den Verbrauchskennwert-Vergleich können sich also Schwerpunkte herauskristallisieren.  Ist eine Sanierung eine Handlungsoption? Oder können durch eine Optimierung des Anlagenbetriebs bereits Einsparpotentiale erschlossen werden?

Im Kennwertvergleich der Energie- und Wasserkosten (z.B. Euro/kWh) können die eigenen Medienpreise mit den durchschnittlichen Preisen anderer Städte, Gemeinden und Landkreise abgeglichen werden. Neben einer ersten Bewertung, ob im momentanen Tarif gängige Arbeitspreise gezahlt werden, können mit dieser Analyseart auch weitere Einsparpotentiale aufgedeckt werden. So sind über die Kennwerte auch überdimensionierte Fernwärme-Leistungsanschlüsse, zu große Wasserzähler oder Auffälligkeiten bei Gebäuden mit registrierender Leistungsmessung erkennbar.

Mithilfe einer Portfolio-Analyse werden nicht nur die einzelnen Gebäude bewertet, sondern alle vorhandenen Liegenschaften miteinander verglichen. Für die Bereiche Wärme, Strom und Wasser werden Kosten und Verbräuche gegenübergestellt,So werden die Hauptverbraucher sichtbar gemacht. Um bei der anschließenden Umsetzung von Maßnahmen möglichst effizient vorzugehen, können durch diese Analyseart die auffälligsten Gebäude im Liegenschaftsbestand herausgefiltert werden.

Über eine Gesamtübersicht der Verbräuche, Kosten und CO2-Emissionen aufgeteilt nach Energieträger, Nutzungsart oder einfach nach den Bereichen Wärme, Strom und Wasser können  noch weitere Schlüsse gezogen werden, welche Potentiale im kommunalen Gebäudebestand schlummern und als erstes angegangen werden können.

Portfolio-Analyse
Eine Portfolie-Analyse für den Bereich Wärme umfasst alle kommunalen Gebäude.

Strukturen und Arbeitsabläufe mitdenken

Neben der reinen energetischen Bewertung der Daten ist eine strukturelle Beratung der jeweiligen Kommune Bestandteil der Pilote. Kommunales Energiemanagement und das Energiecontrolling als wichtiger Bestandteil davon, sind Querschnittsaufgaben in der Verwaltung. Um ein möglichst dauerhaftes kommunales Energiemanagement zu gewährleisten, muss die Vorgehensweise in der Verwaltungsstruktur etabliert werden. Vorhandene Prozesse, Zuständigkeiten und Aufgaben müssen eventuell überprüft sowie Arbeitszeitanteile und Knowhow in der kommunalen Verwaltung neu definiert werden.

In den Projekten der SAENA wurde für eine solche, erste strukturelle Analyse das kostenfreie Webtool „Kom.EMS Check“ auf www.komems.de genutzt. Diese Arbeitshilfe ermöglicht es, die Qualität eines bestehenden Energiemanagements zu prüfen. Anhand von wenigen Fragen können die Stärken und Schwächen in einzelnen Handlungsfeldern des Energiemanagements aufgezeigt sowie Ansätze für eine Verbesserung benannt werden. Als länderübergreifender Standard für das kommunale Energiemanagement kann das Webtool „Kom.EMS“ auch bei der weiteren Etablierung eines Energiemanagementsystems genutzt werden.

Energieberater als Unterstützung vor Ort

Energieberater spielen in den Projekten „Energiedatenerfassung und Einstiegsberatung kommunales Energiemanagement“ eine wichtige Rolle. An mehreren Beratertagen je Projektteilnehmer werden die Kommunen durch externe Experten unterstützt und so eine Mindestqualität bei Datenerfassung und -auswertung sowie bei der Beratung sichergestellt. Neben der Unterstützung bei der Datenaufnahme vor Ort und der fachlichen Analyse, werden die Kommunen in einem zweistündigen Auswertungsgespräch über Ergebnisse informiert, die strukturelle Analyse gemeinsam durchgeführt und hinsichtlich weiterer sinnvoller Schritte beraten mit dem Ziel, einen konkreten Einstieg in ein dauerhaftes kommunales Energiemanagement umzusetzen.

Durch die externen Berater wird zudem der Arbeitsaufwand für die Kommune, eine sonst nicht unerhebliche Hürde, deutlich reduziert. Kommunen bietet das Projekt also ein relativ aufwandsarmes Angebot. Durch die konkreten Ergebnisse, auf Grundlage der eigenen Gebäudedaten, stellt das Pilotprojekt für Verwaltungen einen attraktiven Anreiz dar sich mit den Themen Energieeffizienz und Klimaschutz in den kommunalen Gebäuden auseinanderzusetzen und sich unkompliziert  über Handlungsoptionen zu informieren.

Fazit

Um die Klimaschutzaktivitäten auf regionaler und lokaler Ebene zu stärken, wird mit den Projekten „Energiedatenerfassung und Einstiegsberatung kommunales Energiemanagement“ der Sächsischen Energieagentur eine Systematik erprobt, um Städten, Gemeinden und Landkreisen einen niederschwelligen Einstieg in die Thematik zu ermöglichen. Durch die Analyse und Bewertung des eigenen Liegenschaftsbestandes wird ein hoher Kenntnisgewinn bei der Fach- und Leitungsebene erreicht sowie konkrete, zielführende Handlungsoptionen erarbeitet. Die Einbeziehung externen Berater stellt zudem eine fachliche Mindestqualität sicher und reduziert gleichzeitig den Aufwand für die jeweilige Kommune. Aufgrund der guten Feedbacks durch die Kommunen und Berater strebt die Sächsische Energieagentur bereits eine Weiterentwicklung und weitere Erprobung des Verfahrens und der Systematik mit mehr sächsischen Kommunen an.

Wie werden die Energiedaten in Ihrer Kommune erfasst?
Welche Anregungen und Ideen haben Sie in Sachen kommunales Energiemanagement?
Schreiben Sie es uns gern in die Kommentare…

 

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